Vom wunderbar kühlen Klima Nairobis ging es am nächsten Tag über das feucht-heiße Kisumu ins Dorf Awasi nahe dem Lake Viktoria.
Etwas bang war uns schon nach der schockierenden Nachricht im April vom Tod von Rose Omia, dem „Engel“ des Mathare Slums in Nairobi und Gründerin und „mastermind“ des von uns unterstützten Community Centers sowie der Vorschule in ihrer Heimatgemeinde Awasi, gewesen.
Hat sich dieses Projekt doch in den 7 Jahren seit der Gründung bei unseren regelmäßigen Besuchen bisher so erfreulich entwickelt.
Und wir wurden sehr positiv überrascht von der fröhlichen Kinderschar mit Tänzen und kleinen „shows“ und den motivierten Mitarbeiterinnen, die uns begrüßten und stolz ihre zwischenzeitlich erreichten, gemeinschaftlichen Fortschritte zeigten: wie z. B. der Frauenselbsthilfegruppe, die es einigen Mitgliedern mit Hilfe von gegenseitigen Mikrokrediten ermöglicht hatte, erste Schritte zu mehr ökonomischer Selbstständigkeit zu schaffen.

Oder der Gruppe der „rainworkers“, die in regelmäßigen Workshops Aufklärung u.a. in Fragen der Familienplanung und Frauenrechte abhalten. Sie meinten, bereits jetzt einen Rückgang der Geburtenrate und vor allem der Teenagerschwangerschaften als Erfolg beobachten zu können.

Die große Gemeinschaftshalle ist fast fertig gebaut und soll später auch vermietet und als zusätzliche Einkommensquelle für das Projekt genützt werden können.

Eine Brunnenprobebohrung ist geplant und könnte dramatisch die Wasserversorgung nicht nur der Schule, sondern auch der umgebenden Familien verbessern und auch das geplante Wiederaufforstungsprojekt ermöglichen.

„Mother“ Rose Omia hatte das alles geplant und ihr bisher so segensreiches soziales Wirken auf ihre Heimatgemeinde übertragen, doch wie sollte es nun ohne sie weitergehen? Wir hatten den Eindruck, dass dies durchaus schon jetzt seit ihrem Tod gelungen war und konnten zusammen mit den Mitgliedern der Mary Hill Selfhelp Group, der Trägerorganisation dieses Zentrums, auch eine neue Führungsstruktur erarbeiten. Daher verließen wir Awasi, dieses „kleine aber feine“ Projekt, überzeugt von seiner auch weiterhin positiven Weiterentwicklung.
Auch bei unserem zweiten Besuchsziel, der Eroret School im Maasai Buschland, erreichbar über abenteuerliche Pisten in 2 Stunden von Nairobi, waren wir sehr erfreut und überrascht, was wir dort vorfanden und erlebten.
Der von den Austrian Doctors vor einem Jahr finanzierte Wasserturm wies uns in dieser kargen Ebene des Riftvalley den Weg zur Schule. 4 große Wassertanks, überdacht von Solarpaneelen, speichern das aus 220 m Tiefe gewonnene Trinkwasser.

Am Rande des Schulareals war bereits jetzt ein 1/2 Hektar großes, solide eingezäuntes Feld zu bewundern, wo sich, durch Tropfbewässerung ermöglicht, deutliches Gemüsegrün von der trockenbraunen Umgebung abhob. Das Gemüse wird die kostengünstige und gesunde Ernährung der inzwischen über 300 Maasai Schulkinder und auch der umgebenden Familien wesentlich verbessern.

Ein Hauptzweck des Besuchs, umrahmt von Tanz- und Sportvorführungen der fröhlichen, aber auch sehr disziplinierten Schulkinder, war die Planung eines Zubaus als Internat für vorerst einmal 50 Mädchen.
Die Schulkinder müssen täglich bis zu 3 Stunden Schulweg – in eine Richtung! – bewältigen, und das kann besonders für die Mädchen durchaus gefährlich sein. Deshalb ist es dem Schulleiter John Kintalel und der Community ein großes Anliegen, diesen Kindern eine Alternative in Form eines Internats zu bieten. Dafür hatte Alexander Heilig, ein deutsch-schweizerischer Architekt, uns begleitet und einen architektonisch sehr ansprechenden Plan unentgeltlich vorbereitet. Der angereiste Bauingenieur wird also einen Kostenvoranschlag erstellen und dann könnte dieses Bauprojekt dank eines großzügigen Sponsors relativ zügig in den nächsten Monaten umgesetzt werden.

Auch eine Erweiterung der Schulstufen von 8 auf 9 Schulstufen, aufgrund einer Änderung des kenianischen Schulsystems, war ein Wunsch der LehrerInnen, was natürlich räumlich und personell zusätzliche Mittel benötigen würde.
John und seine Frau Esther, selbst Lehrerin, waren für uns Besucher wie immer herzliche und aufmerksame Gastgeber, sodass wir auch nach diesem Projektbesuch mit einem sehr zufriedenen Gefühl nach Nairobi zurückfuhren.
Bei beiden Projekten hatten wir die Gewissheit, dass die finanzielle und planerische Unterstützung der Austrian Doctors auf eigenständige, verlässliche, selbstbewusste und kreative Partner trifft und somit sich diese „joint ventures“ sehr erfolgreich weiterentwickelt haben und auch weiterhin werden.
All diese Umsetzungen sind nur möglich aufgrund der kontinuierlichen Unterstützung vieler Spenderinnen und Spender! Vielen herzlichen Dank an Sie alle!
Ihr Dr. Christian Gross
Obmann der Austrian Doctors
