



Gefährliche Flucht über das Mittelmeer

Jedes Jahr fliehen Menschen vor Gewalt, Krieg, Ausbeutung und Verfolgung in ihren Heimatländern. Für viele Flüchtende endet ihre Suche nach einem menschenwürdigen Leben tödlich - insbesondere die Fluchtroute über das Mittelmeer gilt als extrem gefährlich. Seit 2014 starben laut Angabe der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 20.000 Menschen auf dem Mittelmeer. Geraten die seeuntauglichen Boote in Seenot, haben die Flüchtenden kaum eine Chance, in den Wellen zu überleben. Mit der Corona-Pandemie hat sich die Situation weiter zugespitzt: Mehrere EU-Staaten haben ihre Häfen für schutzsuchende Menschen geschlossen, zivile Rettungsschiffe durften nicht ablegen. Wochenlang war kein einziges Rettungsschiff unterwegs.
Verstärkung für die zivile Seenotrettung
Im Mai 2021 entsendeten wir erstmals einen Arzt an Bord des zivilen Rettungsschiffes "Sea-Eye 4". Unser Engagement in der Seenotrettung ist eine Erweiterung unserer humanitären Hilfe. Kooperationspartner ist der Verein Sea-Eye e. V. Mit der jüngst zum Rettungsschiff umgebauten "Sea-Eye 4" sucht die internationale Crew vor der libyschen Küste nach in Seenot geratenen Bootsflüchtlingen, rettet sie und bringt sie gemäß dem internationalen Seerecht in Sicherheit. Die Missionen sind jeweils auf eine Dauer von drei Wochen angelegt.
Unsere ehrenamtlichen Einsatzärztinnen und -ärzte verantworten die medizinische Hilfe, nachdem die Geflüchteten an Bord genommen wurden. Nach oft mehreren Tagen auf dem Mittelmeer leiden viele von ihnen an Unterkühlung, Flüssigkeitsmangel und Entkräftung. Auch Verletzungen, Verätzungen und Reaktionen auf Benzindämpfe sind häufig. Kommt es an Bord zu einer medizinischen Notfallsituation, die nicht vor Ort behandelt werden kann – das kann eine komplizierte Geburt, ein Herzinfarkt oder eine akut benötigte Operation sein – kann die Crew einen Rettungshubschrauber anfordern.
Wie viele Frauen, Männer und Kinder in dieser Zeit an Bord gehen, weiß im Vorfeld niemand. Bei unserer ersten gemeinsamen Mission wurden in vier Tagen mehr als 400 Menschen an Bord genommen - ein kräftezehrender Einsatz für die Crew!