Fünf volle Tage beschäftigten sich die 9 LehrerInnen der Eroret Preparatory School sowie der Direktor John Kintadel und seine Frau Esther mit dem Thema reproduktive und sexuelle Gesundheit. Vier Frauen der Witwen Selbsthilfegruppe und weitere vier Migori Frauen aus der Region Victoria Lake waren auch für die Ausbildung angereist.
Es wird viel zum Thema Familienplanung vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Mehrere Teilnehmer hatten Väter mit zwei oder drei Frauen und bis zu 22 Kinder in der Großfamilie. „What does a child need?“ ist eine wichtige Frage, die im Laufe des Kurses immer wieder an Bedeutung bekommt.
Hintergrund: Kenia`s Bevölkerung hat sich seit der Unabhängigkeit verdreifacht, die UN Bevölkerungsstatistik sagt eine Verdopplung der Einwohnerzahl von derzeit 45 Millionen auf 90 Millionen für 2050 voraus. Was diese alarmierenden Zahlen für jeden einzelnen und für die Entwicklung des Landes bedeuten, wurde im Workshop ausführlich diskutiert. Die Tradition der kinderreichen Familie in Afrika , die polygame Lebensweise, die schlechte Qualität der Schulbildung, fehlende Jobs, knappe Ressourcen, Klimawandel und der damit verbundene Wassermangel, Verteilung von Grund und Boden innerhalb der Familien, Frauenrechte, Vertreibung von ihrem Land durch die Regierung, der Einfluss fremder Staaten, die sich Land und Bodenschätze nehmen.
Die meisten Teilnehmer sind direkt betroffen, sie leben armselig fern der Heimat, kommen aus Großfamilien und ihre Schulausbildung reichte nur für secondary school. Sie möchten nur eine kleine Familie gründen, maximal zwei Kinder und sind froh als Hilfslehrer an der Eroret School zu arbeiten.
Ein weiteres großes Thema war Sexualaufklärung: Fragen wie „Was ist Pubertät? Wie verändert sich der Körper? Wie verwende ich ein Kondom?“ wurden besprochen. Die LehrerInnen lernen, wie sie den Schülern, altersentsprechend das notwendige Wissen über Sexualität, Partnerschaft und Verhütung vermitteln können. Ein großes gesellschaftliches Problem bei den Massai ist die Situation rund um die weibliche Genitalverstümmelung (FGM). Obwohl offiziell verboten, wird es weithin gemacht.
Dieses Thema soll von den Rainworkern in allen Klassen besprochen werden, adressiert an Schüler und Schülerinnen, an die Eltern und an die community , sodass das Problem von allen Seiten aufgegriffen wird und nicht weiter ein Tabu bleibt. In erster Linie soll FGM im Zusammenhang mit Menschenrechten und psychischer Gesundheit diskutiert werden und dabei vor allem die Jugend, Mädchen und Burschen, auf ihre Rechte aufmerksam machen. Eine moderne afrikanische Gesellschaft sollte nicht durch Gewaltanwendung an Mädchen und Frauen die Ordnung aufrecht erhalten. Es gilt gerade auch für die Massai, die guten von den schlechten Traditionen zu unterscheiden und am gesunden Menschenverstand festzuhalten. Die Massai sind stolze Menschen, sie lieben ihre Tiere, behandeln sie gut und das Thema FGM geht ihnen nahe. So sollte das Volk auch ihre Kinder beschützen. Das war das Fazit der Diskussion!
In den folgenden Monaten ist die Aufgabe der beiden Supervisoren John & Esther Kindatel, das Programm von Aktion Regen anhand der Unterlagen und tools mit dem Lehrerteam zu wiederholen, die Präsentation in der Klasse zu üben, vor die Eltern zu treten und sie zu informieren. In der community ist es parallel dazu nötig mit den Menschen über Familienplanung zu sprechen.