Im Einsatz für die Ärmsten der Armen

"Man lernt dort sehr schnell zu improvisieren. Irgendwie geht immer alles."

Unsere Zielgruppe ist : the Poorest of the Poor. Die Ärmsten der Armen. Doch wo leben diese und wie erreichen wir sie? Slums sind ständig in Bewegung: die Menschen siedeln innerhalb der Stadt, die lokalen Begebenheiten ändert sich und die Präsenz anderer NGOs muss beachtet werden. Schließlich wollen wir keine Parallelstrukturen aufbauen sondern mit unserem medizinischen Angebot Lücken füllen. Mithilfe einheimischer Berater konnten wir noch sinnvollere Standorte auswählen und fahren diese nun seit Anfang des Jahres an.

Die Salzburger Ärztin Brigitte Ritzer ist vor Ort und spürt, dass die Patienten dort besonders bedürftig sind. Unsere Hilfe wird nach wie vor dringend gebraucht. Es ist bereits ihr 7. Einsatz ein der Millionenmetropole. Dr Brigitte Ritzer erzählt aus Dhaka:

„Ich bin wieder einmal  in Dhaka. Das medizinische Team und die Unterkunft sind mir vertraut, aber die meisten unserer Einsatzorte sind neu.  

Es sind Slums, in denen noch wenige andere NGOs tätig sind und wo die Menschen unter unbeschreiblichen Umständen leben müssen.

Besonders schlimm sind die Lebensbedingungen in einem Slum an der Bahn. Die Züge rattern im Halbstundentakt, 3 Meter vor unserer Hütte, vorbei. Dann zittert die Erde, eine Staubwolke steigt auf und man kann kein Wort verstehen. Wir machen das ein paar Stunden wöchentlich, aber die Bewohner des Slums müssen dies tagtäglich ertragen.

Von einer Wasserpumpe holen die Slumbewohner das Trinkwasser. Dort waschen sich die Menschen auch. Da ja alles offen ist, natürlich in Kleidern, die dann am Leib trocknen – eine Katastrophe für die vielen Hauterkrankungen.

An der Bahn müssen die Bewohner hier in Dhaka keine Miete zahlen, daher sind diese oft die erste Unterkunft für die vom Land neu in die Stadt Gekommenen. Allerdings kann die Bahn jederzeit beschließen, nach kurzer Vorwarnung über Nacht die Hütten nieder zu walzen. Daher sind diese hier besonders schäbig: Bretter und dazwischen Plastikfetzen und Jutesäcke und innen mit Zeitungen tapeziert, 1 Familie in 1 Raum, in 1 Bett, eher eine Pritsche oder es wird überhaupt am Boden geschlafen. Wer kann, verlässt diese Bahnslums wieder, aber vielen gelingt es nicht.

Heute war ein Patient bei mir, der vor 2 Jahren bei einem Unfall ein Bein verloren hat. Prothesen gibt es hier kaum,  bzw. sind sie unerschwinglich. Der Mann war Tagelöhner. Seiner Arbeit kann nun nicht mehr nachgehen. Es gibt keinerlei Versicherung für ihn – jetzt bettelt er. Der Patient hat 4 Kinder, eines davon ist schwerstbehindert. Dieses hatte ich auch schon als Patient hier bei mir. Wie soll er je diesem Elend entfliehen? Wie soll er nur die Kinder in die Schule schicken können?

Ein anderes Beispiel zeigt die Situation einer weibliche Patientin. Eine junge Frau mit schwerer Lungenerkrankung. Ihr Mann ist verstorben und so muss sie sich allein um die 4 Kinder kümmern. Drei davon gehen mit der Mutter zu den Müllplätzen um Papier oder andere verwertbare Materialien zu sammeln,. Nur so kann die Familie ihren Lebensunterhalt verdienen. Keines der Kinder besucht eine Schule.

Es gibt noch weitere Beispiele, die Liste wäre lang.

Das Leben hier ist anstrengend, auch für uns ÄrztInnen. Aber wie ich jedes mal wieder feststelle bin ich sehr froh hier zu sein. Wie gut, mithelfen zu können. So können wir die Not dieser Menschen wenigstens ein bisschen mildern.

Viele Grüße,

Brigitte“

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