Als mein Flugzeug am 20. Oktober in Dhaka frühmorgens landete, war ich bereits einige Wochen in Vorfreude gewesen. Es ist mein siebter Einsatz hier in Bangladesch. Ich bin neugierig auf die Veränderungen in unseren Projekten, neugierig auf unsere neuen Einsatzorte, denn derer bedarf es immer wieder, um noch mehr Menschen zu erreichen.
In unserer Welt mit ihren vielen Schwierigkeiten Sinn und Zuversicht zu finden, fällt mir nicht immer leicht. Es kann wohl nur gelingen, wenn man bereit ist, sich auf das Chaos und die Unzulänglichkeit in der Welt einzulassen. Dazu braucht es vor allem Vertrauen ins Leben. Vertrauen in das, was diese Welt antreibt, und Vertrauen in die Menschheit. Nur wer vertrauen kann, ist bereit, sich für Veränderung und Verbesserung einzusetzen.
Und dazu bietet das Leben unendlich viele Gelegenheiten, eine nach der anderen. In Bangladesch ebenso wie in Österreich. Die Gelegenheiten wahrnehmen, um dann eine wichtige Erfahrung zu machen: Indem wir uns für das Leben einsetzen, macht das Leben etwas mit uns. Es lässt uns lebendiger und freudiger werden. Uns einzubringen, macht uns letztendlich glücklich.
Zurück nach Bangladesch:
In unseren medizinischen Projekten betreuen wir weiterhin jene, die durch alle Auffangnetze fallen, die in den Slums dieser 20 Millionen Stadt verelenden. Wer nie erlebt hat, unter welchen Umständen diese Menschen hausen müssen, kann es sich schwer vorstellen. Es fehlt an Wissen, an Kraft, an materiellen Möglichkeiten, das eigene Leben zu ändern. Wir versuchen, durch unsere kontinuierliche Anwesenheit verlässlicher Ansprechpartner im Chaos zu sein.
Als Ärztinnen und Ärzte können wir die so dringende medizinische Hilfe geben. Dies wäre aber zu wenig. Vielen der zahlreichen Kinder können wir über unsere Schulen eine Lebenschance eröffnen. Und das scheint auch zu wirken: Kinder aus der Anfangszeit unserer Slumschulen sind mittlerweile selbst Lehrerinnen und Lehrer in unseren Schulen, es gibt zahlreiche gelungene Lebensentwürfe unter unseren Schützlingen, vom Rechtsanwalt bis zum Kleinunternehmer.
Vor vierzehn Jahren kam ich das erste Mal hierher nach Bangladesch. Weiterhin liegt hier vieles im Argen, dennoch hat sich so vieles zum Besseren entwickelt! Im Projekt arbeite ich gerade mit Johannes Decker, einem pensionierten Allgemeinmediziner. Wenn ich sehe, wie wertschätzend und liebevoll er mit diesen armen Menschen umgeht, verfliegt jeder Zweifel.
Helfen ist Glück, wenn wir uns darauf einlassen!