An seiner Einstellung zu Gott habe der Aufenthalt in Nairobi nichts geändert. Dort sah der Mediziner Menschen, die unter „unvorstellbaren Bedingungen“ lebten. Zusammengepfercht in wenige Quadratmeter kleine Wellblechhütten. Grienberger reiste 2016 mit fünf Kollegen für die Organisation „Austrian Doctors“ in die kenianische Hauptstadt, um dort für sechs Wochen täglich 200 bis 300 Patienten zu behandeln.
Was seine Motivation für diese Reise war? Zum einen sei da der medizinische Anreiz gewesen, auch die Abenteuerlust so wie die Freude am Helfen seien Gründe gewesen. Bei seiner Ambulanztätigkeit war der Kinderarzt mit medizinischen Fällen konfrontiert, die er aus der Heimat nicht kannte. „Es kamen Patienten mit Brüchen, die nie behandelt worden waren“, erzählt der Mediziner. Ein Fall eines Kollegen blieb ihm besonders in Erinnerung. Ein Kind mit verätzter Speiseröhre kam in die Klinik, die Mediziner konnte nichts mehr tun: „Es war klar, dass das Kind verhungern würde“, blickt Grienberger zurück. Wie der Arzt solche Schicksale verarbeitet? „Man kann nicht pausenlos an diese Dinge denken.“ Er betrachte die Medizin ohnehin als Handwerk. Habe er alles medizinisch Mögliche getan, mache er sich auch keine Vorwürfe. Deshalb hätten die Erfahrungen in Afrika auch nicht sein Leben verändert. „Ich kann nicht sagen: Tut’s nicht so blöd, denkt an Afrika.“
Eigentlich hätte Heinz Grienberger Maschinenbau studieren sollen, kommt er doch aus einer Technikerfamilie. „Aber gerne am Moped schrauben und Maschinenbau zu studieren sind dann doch zwei Dinge“, schmunzelt der Arzt. Per Ausschlussverfahren habe er sich später für Medizin entschieden. An Zweirädern schraubt der 69-Jährige heute in seiner Freizeit. Um seine geschickten Hände auch in der Medizin einsetzen zu können, strebte Grienberger zunächst eine Karriere als Chirurg an. „Als Unfallchirurg hat man aber sehr wenig Kontakt mit Menschen.“ Grienberger entschied sich um, wurde Kinderarzt. „Da gibt es menschlich viel zu tun, man braucht Empathie“, erklärt der 69-Jährige. Außerdem habe er auf Kinder eine hypnotische Ausstrahlung. „Als das für mich offensichtlich wurde, musste ich das ausnutzen“, schmunzelt der Arzt.
Seine Arztpraxis hat Grienberger, der auch die Kinderonkologie im Landeskrankenhaus Salzburg zwischenzeitlich leitete, mittlerweile nicht mehr. In Pension ist er aber auch nicht. So arbeitete er in einer Privatklinik – und will wieder zurück nach Afrika. Wie lange er noch praktizieren möchte? „Solange ich körperlich und geistig dazu in der Lage bin.“